Dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit bis 1932 ©HBS
1930-1933
Im Schatten der Weltwirtschaftskrise

Sparpolitik verschärft die Krise

Brünings Notverordnungen

Panik an der Börse in New York: Am 25. Oktober 1929 brechen die Aktienkurse ein, viele Anleger verlieren innerhalb weniger Stunden ein Vermögen. Der bis dahin größte Börsenkrach löst eine Weltfinanz- und Welthandelskrise aus, die Folgen sind auch für die deutsche Wirtschaft verheerend. Die Exporte gehen zurück, die Arbeitslosigkeit steigt dramatisch. 

Das Ausmaß der Weltwirtschaftskrise wird in Deutschland zunächst unterschätzt, erst nach und nach wird man sich der Schwere der Krise bewusst. Dennoch wird keine aktive Konjunkturpolitik zur Belebung der Wirtschaft eingeleitet. Vielmehr setzt die Regierung Brüning auf Haushaltsausgleich durch Sparmaßnahmen sowie auf Exportförderung durch Lohn- und Preissenkung. Doch damit verschärft sie die wirtschaftliche Lage.

Erst die Nachfolger von Brüning im Amt des Reichskanzlers, Franz von Papen und Kurt von Schleicher, leiten eine aktive Arbeitsbeschaffungspolitik durch öffentliche Auftragsvergabe ein. Die Programme sind jedoch zu klein, um die Wirtschaft zu beleben und das Anwachsen der Arbeitslosigkeit zu stoppen.

Im Februar 1932 erreicht die Arbeitslosigkeit ihren Höchststand. 6,128 Millionen Menschen sind als arbeitslos registriert, damit ist jeder Zehnte unmittelbar von der Arbeitslosigkeit betroffen. In den hochindustrialisierten Gebieten, zum Beispiel in den Ruhrgebietsstädten, ist die Situation noch katastrophaler: Hier ist jeder Vierte arbeitslos. 

Eine florierende Wirtschaft hätte die Reparationsleistung und die Einbrüche beim Export verkraften, eine aktive Konjunkturpolitik die katastrophalen Auswirkungen der Krise mindern können. Die Weimarer Republik bricht nicht wegen der wirtschaftlichen und sozialen Belastungen zusammen. Verantwortlich für ihr Ende sind vielmehr diejenigen, die die Krise für ihre machtpolitischen Interessen instrumentailisert haben. Und das mangelnde demokratische Bewusstsein in weiten Kreisen der Bevölkerung.Die Wirtschaftskrise belastet die immer noch junge Republik schwer. Große Teile der Eliten in Wirtschaft und Bürokratie verweigern der Demokratie in nötige Unterstützung. Das Vertrauen der Bevölkerung in das politische System schwindet, die Propaganda nationalistischer Ideologen fällt auf fruchtbaren Boden. Sie agitieren gegen das „Versailler Diktat“, die Reparationsleistungen und die „Zinsknechtschaft“, sie erklären Marxisten, Bolschwisten, Gewerkschafter und schließlich die Juden zu den Schuldigen für den wirtschaftlichen Niedergang.

Postkarte: Heinrich Brüning

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Seiten dieses Artikels:

1930 - 1933

Gewerkschaften zwischen den Fronten: Angriffe von rechts wie von links
Tarifpolitik greift immer weniger: Gewerkschaften unterschätzen die Krise
Versuch einer Bilanz: Weimar war kein "Gewerkschaftsstaat"

Themen und Aspekte dieser Epoche:

Vereinigungsdebatte der Liberalen und Freien Gewerkschaften:  Unfähig, die Spaltung zu überwinden
Christliche Gewerkschaften bekennen sich zur Republik
Kurz vor Zwölf: ADGB-Programm für mehr Arbeit
Heutige historische Bewertung: Zum Scheitern der Weimarer Republik 

Verfügbare Statistiken für diese Epoche:
Arbeitslosigkeit, Arbeitszeit, Arbeitskämpfe, Löhne, Mitgliederentwicklung der Gewerkschaften, Strukturdaten zur Erwerbsbevölkerung.

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Zum Artikel "Vereinigungsdebatte": Ulrich Borsdorf, Hans O. Hemmer u. Martin Martiny (Hrsg.), Grundlagen der Einheitsgewerkschaft. Historische Dokumente und Materialien, Köln u. Frankfurt/M.1977, S.196 ff.

Auszüge aus einem Stummfilm zum SPD-Parteitag 1931, mit Zitaten des Abgeordneten Rudolf Breidscheid und vielen Szenen aus dem Alltagsleben in der Krise. @ AdsD.

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