
Quelle: HBS
: Publikationen
Brunner, Detlev (2025): Gewerkschaftliche Konzepte für die ostdeutsche Transformation - Alternativen zur Wirtschaftspolitik der 1990er Jahre
Nach der Friedlichen Revolution von 1989 setzte im Osten Deutschlands ein tiefgreifender Transformationsprozess von Wirtschaft und Gesellschaft ein. Auch wenn die Mitwirkungsmöglichkeiten der Gewerkschaften beschränkt waren, waren sie wichtige Akteure in diesem Prozess. Zusammen mit den betrieblichen Interessenvertretungen forderten sie bei der Privatisierung der ehemals volkseigenen Betriebe eine soziale Komponente und Standortsicherung ein - Forderungen, die sie teilweise auch durchsetzen konnten. Trotz vieler Abstriche gegenüber ursprünglichen gewerkschaftlichen Konzepten war dies ein entscheidender Beitrag zur Stabilität der Gesellschaft und zur demokratischen Entwicklung.
Detlev Brunner, Michaela Kuhnhenne (Hg.) (2025): Gewerkschaften und ostdeutsche Transformation Mitgestaltung – Mitbestimmung?
Die demokratische Revolution in der DDR und die anschließende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation stellten die Menschen in Ostdeutschland vor zahlreiche Herausforderungen, die bis heute nachwirken. Die Beiträger*innen nehmen die Bereiche Landwirtschaft, Bahn und Metallindustrie in den Blick und fragen nach der Rolle der Gewerkschaften bei der Bewältigung dieser Transformationsprozesse. Dabei betrachten sie auch die betriebliche Mitbestimmung, ihre Entwicklung und die Folgen der Transformation für die Gewerkschaften und zeigen so die genutzten Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch deren Grenzen auf.
Mareen Heying, Alexandra Jaeger, Nina Kleinöder, Sebastian Knoll-Jung, Sebastian Voigt (Hg.) (2025): Verschwiegener Alltag.
Gewalt am Arbeitsplatz seit dem 19. Jahrhundert. Dietz-Verlag. Bonn
Der Band entstand aus der Tagung: „Gewalt am Arbeitsplatz im 20. Jahrhundert. Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte IX“ des Kooperationsprojekts Gewerkschaftsgeschichte der HBS und der FES.
Gewalt am Arbeitsplatz war und ist allgegenwärtig. Sie wurde hinter Fabriktoren, Bürotüren oder in Haushalten oft nicht sichtbar, verharmlost oder tabuisiert. Die Gewaltformen, ihre Wahrnehmung und ihre Rahmenbedingungen haben sich seit dem 19. Jahrhundert verändert. Der Band gibt einen Einblick in Wandel und Kontinuitäten, Akteursgruppen und die gesellschaftlichen Verhältnisse, die die Gewalt ermöglichten
Ralf Roth (2025): Im Morgengrauen der Digitalisierung. Die IG Metall und die Zweite Industrialisierung (1950–1970)
In den 1950er und 1960er Jahren hielten auch in der Bundesrepublik Deutschland die ersten Computer und Roboter Einzug in die Büros und Fabrikhallen. Schon damals stellte sich die Frage, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt auswirken und wie die Gewerkschaften diese Transformation bewältigen würden. Aufgezeigt wird wie die IG Metall am Beginn des digitalen Zeitalters in die Verhandlungen mit den Arbeitgebern über die Folgen der Automation und der mit ihr erwarteten großen Effizienzsteigerung der Arbeit umging und wie sie die Kämpfe um die soziale und wirtschaftliche Teilhabe an den Modernisierungsgewinnen bestritt.
Knud Andresen (Hg.), Peter Birke (Hg.), Svea Gruber (Hg.), Anna Horstmann (Hg.), Nicole Mayer-Ahuja (Hg.).(2025): Arbeiten um zu leben!
Zur Geschichte und Aktualität des Kampfes um Arbeitszeiten. Reihe International Labor Studies. Campus-Verlag. Weinheim
Zeit ist seit jeher ein umkämpftes Terrain und ihre Verteilung wird häufig als »Maß der Freiheit« verstanden. Wie viel Zeit wird für Erwerbs- und Reproduktionsarbeit aufgewendet, wie viel steht zur freien Verfügung? Der Sammelband nimmt aus soziologischer und zeitgeschichtlicher Perspektive die gewerkschaftliche Forderung nach Arbeitszeitverkürzungen seit den 1970er Jahren auf breiter Quellenlage in den Blick und skizziert Debatten um betriebliche Arbeitszeiten ebenso wie um Reproduktions- und Care-Arbeit. Konflikte um Arbeitszeiten haben viele Dimensionen. Denn die alltägliche Lebensführung der Beschäftigten wird nicht nur durch die Regulierung der Dauer, Lage und Verteilung von Arbeitszeit beeinflusst, sondern auch durch Verdichtung und Flexibilisierung und Anforderungen von Care-Arbeit. Für Gewerkschaften war und ist es eine ständige Herausforderung, diese Dimensionen in Zeitpolitiken umzusetzen. Debatten früherer Jahrzehnte bieten Ansatzpunkte für aktuelle Konflikte um Arbeitszeit.
Der Sammelband entstand aus den Projekten: „Gewerkschaftliche Zeitpolitiken seit den 1970er Jahren“ und „Arbeitszeitpolitiken seit 1975“
Sebastian Voigt (2025): 50 Jahre Partnerschaftsabkommen zwischen DGB und Histadrut
Das Partnerschaftsabkommen zwischen dem israelischen Gewerkschaftsbund Histadrut und dem Deutschen Gewerkschaftsbund besteht nun mehr seit 50 Jahren. Sebastian Voigt zeichnet die Geschichte dieses einmaligen Abkommens nach.
Stefan Remeke (2024): Solidarität, Humanität, Identität-
Das soziale Unterstützungswesen im gewerkschaftlichen Selbstverständnis - am Beispiel von Vorläuferorganisationen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di 1890 bis 1933. Berlin: be.bra wissenschaft verlag
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik unterhielten die deutschen Gewerkschaften Sozialkassen für ihre Mitglieder. Diese »gewerkschaftseigene Sozialversicherung« gewährte Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jenseits der staatlichen Sozialversicherung zusätzliche Leistungen bei Arbeitslosigkeit und Krankheit, im Alter oder als Rente. Das Unterstützungswesen entwickelte sich zu einer finanziellen Hauptaufgabe der Gewerkschaften. In der historischen Perspektive erzählt es viel darüber, wie sich das Selbstverständnis der Gewerkschaften entwickelt und bis heute verändert hat. Und die Geschichte zeigt, wie mithilfe des Unterstützungswesens »Solidarität« – ein bis heute zentraler politischer Leitbegriff –damals institutionell geschult wurde
Werner Milert (2024): Auf verlorenem Posten?
Die Praxis der Betriebsräte in den Aufsichtsräten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte in Bewegung - Band 074. Köln: Böhlau Verlag
Das „Gesetz über die Entsendung von Betriebsratsmitgliedern in den Aufsichtsrat“ vom 15.2.1922 ist die Geburtsstunde der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland. Erstmals wurde die institutionelle Berufung von maximal zwei Arbeitnehmervertretern in die unternehmerischen Kontrollorgane rechtlich fixiert. In der Praxis stieß diese erste gesetzliche Fixierung der Unternehmensmitbestimmung in der Weimarer Republik jedoch in vielen Unternehmen auf erbitterten Widerstand. Insbesondere die Schwerindustrie verharrte in einer Kooperationsunwilligkeit gegenüber den Interessenvertretungen; die Betriebsräte wurden in den Aufsichtsräten von wichtigen Informationen und Entscheidungen ausgeschlossen und zu Aufsichtsratsmitgliedern zweiter Klasse degradiert. Dagegen arrangierten sich die Arbeitgeber der „neuen“ Industrien, insbesondere der chemischen und elektrotechnischen, mit den neuen gesetzlichen Bestimmungen, die der Weimarer Staat gesetzt hatte.
Detlev Brunner (Hg.), Michaela Kuhnhenne (Hg.) (2024): Proteste, Betriebe und Gewerkschaften
Beiträge zur ostdeutschen Transformation seit 1990 Schriftenreihe der Johannes-Sassenbach-Gesellschaft [7]. Berlin: bebra wissenschaft verlag
Mit Blick auf den Vereinigungs- und Transformationsprozess der 1990er-Jahre stellt sich dabei die Frage, ob es Alternativen zu den eingeschlagenen Wegen gab. Bei der Suche nach Antworten führt der Weg auf eine Ebene, die für die einstmalige Arbeitsgesellschaft DDR von identitätsstiftender Bedeutung war: die Ebene der Betriebe, der dort Beschäftigten und ihrer Erfahrungen aus der Zeit, in der die wirtschaftliche und soziale Struktur in den neuen Ländern radikal umgestaltet wurde. Wie verliefen diese Prozesse? Welche Rolle spielten dabei Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertretungen? Wie erfolgreich waren die vielfältigen Protestaktionen zum Erhalt von Betrieben und Arbeitsplätzen? Und welche Bedeutung nimmt dieses Engagement in den Erfahrungen der Betroffenen und in der medialen Öffentlichkeit ein? Dies sind die Kernfragen, die in dem vorliegenden Band thematisiert werden.
Warnecke, Jacob (2024): Wandel gewerkschaftlicher Praxis im ostdeutschen Betrieb.
Ostdeutsche Transformationsprozesse in den Jahren 1989–1994 am Beispiel des Stahlwerks Hennigsdorf, Study 489, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung
1989/90 drängten demokratische Initiativen aus der Belegschaft die Gewerkschaftsorganisation in vielen DDR-Betrieben zu Reformen. Daran anschließend war der Aufbau von Gewerkschaften und betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen nach westdeutschem Vorbild Teil der umfassenden Transformation Ostdeutschlands. Dieser Prozess wird am Beispiel des Stahlwerks Hennigsdorf dargestellt - von der "Betriebswende" über den Aufbau neuer Vertretungsstrukturen bis hin zur konfliktreichen Privatisierung durch die Treuhandanstalt. Dabei steht die Frage nach der Rolle von Gewerkschaft und Belegschaftsvertretung im Zentrum.
Wiebke Wiede, Johanna Wolf, Rainer Fattmann (Hg.) (2023): Gender Pay Gap.
Vom Wert und Unwert von Arbeit in Geschichte und Gegenwart. Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Band 113. Bonn: Dietz-Verlag. Der Band entstand aus der Tagung „Gender Pay Gap. Vom Wert und Unwert von Arbeit“ des Kooperationsprojekts Gewerkschaftsgeschichte der HBS und der FES
Der Gender Pay Gap ist ein vielschichtiges historisches Phänomen. Es ist verknüpft mit ungleichen Bewertungen von Arbeit auf den Arbeitsmärkten, mit Geschlechterbildern, die sich im Zeitverlauf nur langsam wandeln, und einer ungleichen Verteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit. Die Autorinnen zeichnen die Bedingungen der ungleichen Bezahlung aus unterschiedlichen Perspektiven exemplarisch nach.
Fuhrmann, Uwe (2023): Frauen in der Geschichte der Mitbestimmung
- Pionierinnen in Betriebsräten, Gewerkschaften und Politik. HSI-Schriftenreihe Bd. 51, Frankfurt am Main
Frauen haben die Geschichte der Mitbestimmung von den Anfängen im 19. Jahrhundert an mitgestaltet und waren aktiv in Gewerkschaften, ersten Betriebsräten und im Reichstag der Weimarer Zeit. Doch ihre Beiträge zur Entwicklung des Arbeitsrechts und seiner Praxis sind weitestgehend unerforscht und dementsprechend unbekannt. In diesem Band werden Lebensläufe, Kämpfe, Erfolge und Schicksale einiger der Pionierinnen der Mitbestimmung vorgestellt.
Erdbrügger, Torsten (2023): Erzählungen zwischen Schöpfung und Erschöpfung
- Literarische Fiktionen (un-)kreativer Arbeit im Postfordismus. Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 481, Düsseldorf
Kreativität gilt im Postfordismus als hegemonial, der Künstler als Role Model. Die Kulturwissenschaften und die Soziologie verweisen schon seit Langem auf die Vereinnahmung von Kreativität als ökonomischer Ressource im New Management und auf die prekären Nebeneffekte kreativer Arbeit. Die Literatur dagegen bleibt mit Blick auf die Kreativitätsanforderungen der Gegenwart auffällig stumm - zu Recht? Die diskutierten Romane pendeln zwischen kreativer Schöpfung und erschöpftem Selbst. Sie zeigen, wie wenig kreativ die kreative Arbeit im Postfordismus ist, und reflektieren die Erfahrung subjektivierter und entgrenzter Arbeit, in der Kreativität zur Floskel verkümmert.
Evans, Michaela, Christine Ludwig und Julia Kobus, 2023. Der lange Weg zur Aufwertung der Altenpflege.
Was lässt sich aus der Geschichte lernen? Working Paper Forschungsförderung 290, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung
Gewerkschaftliches Handeln in der Altenpflege ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Aufgezeigt wird, wie sich die zentralen - weiterhin aktuellen - Spannungsfelder historisch entwickelt haben und welche Rolle die ÖTV in der Aufwertungsgeschichte der Altenpflege spielte. Dadurch können gegenwärtige Konflikte und Handlungsspielräume besser verstanden und gewerkschaftliche Handlungsoptionen neu reflektiert werden.
Wiede, Wiebke (2022): Die ÖTV und die Altenpflege seit den 1970er Jahren
- Stagnation in einer Wachstumsbranche. Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 476, Düsseldorf
Die Study stellt die Frage nach den Gründen für die schwache gewerkschaftliche Interessenvertretung der Altenpfleger:innen. Sie zeichnet die kurze, aber ereignisreiche Geschichte der ÖTV und ihrer gewerkschaftlichen Arbeit im Feld der erwerbsförmigen Altenpflege von den 1970er Jahren bis 2001 nach. Dabei wird deutlich, mit welcher Energie und Tatkraft Altenpfleger:innen bereits in den 1980er Jahren ihre Interessen vertreten haben - aber auch, welche berufs- und sozialpolitischen Hindernisse sich im Ringen um eine stabile Interessenvertretung in der Altenpflege immer wieder auftaten.
Carstensen, Anne Lisa, Sabine Hess, Lisa Riedner und Helen Schwenken (2022): Solidarität – Kooperation – Konflikt.
Migrantische Organisierungen und Gewerkschaften in den 1970/80er Jahren. Hamburg: VSA Verlag
Wie haben sich migrantische und gewerkschaftliche Mobilisierungen in den 1970/80er Jahren gegenseitig beeinflusst? Dieser Frage gehen Anne Lisa Carstensen, Sabine Hess, Lisa Riedner und Helen Schwenken nach. Sechs detaillierte Studien geben Einblicke in lokale Auseinandersetzungen um Arbeitszeitverkürzung, Betriebsschließungen, gewerkschaftliche Mitbestimmung, Beratungs- und Begegnungsarbeit im Stadtteil, rassistische Morde und kommunales Wahlrecht. Interviews mit Protagonist*innen in Stuttgart und Hamburg werden ergänzt durch vielfältiges Archivmaterial.
Reichhold, Clemens, Bernd Schneider und Anne Lisa Carstensen (2021): Migrantische Organisationen und Gewerkschaften in den 70er und 80er Jahren. Das Beispiel Frankfurt am Main. Working Paper Forschungsförderung 208
In welchem Verhältnis standen Migrant*innen und ihre Organisierungen zu den westdeutschen Gewerkschaften in den 1970er und 1980er Jahren als immer deutlicher wurde, dass viele sogenannte "Gastarbeiter" langfristig in Deutschland bleiben würden? Diese Frage wird anhand von Fallstudien zu Organisationen von und Einrichtungen für Migrant*innen in der Einwanderungsregion Frankfurt am Main nachgegangen. Sie ergänzen die Ergebnisse des Projekts "Interessenvertretung - Kooperation - Konflikt. Zum Verhältnis von Migrant*innenorganisationen und Gewerkschaften in Westdeutschland (1970/80er Jahre)".
Fattmann, Rainer (2021): Pionierinnen der Mitbestimmung
- Annäherungen an eine bisher vernachlässigte Forschungsthematik. HSI-Working Paper Nr. 15
Dieser Studie liegen die Fragen zugrunde: Welche Rolle spielten die Frauen vor rund 100 Jahren bei der Entstehung der Betriebsverfassung? Welches Anliegen hatten sie, welche Sicht auf betriebliche Mitbestimmung? Und wer waren diese Frauen, die sich für Mitbestimmung einsetzten: Politikerinnen, Betriebsrätinnen, Gewerkschafterinnen - Pionierinnen der Mitbestimmung?
Fuhrmann, Uwe (2021): Feminismus in der frühen Gewerkschaftsbewegung (1890-1914)
die Strategien der Buchdruckerei-HilfsarbeiterInnen um Paula Thiede
Paula Thiede war die erste Frau, die die Leitung einer Gewerkschaft übernahm. Möglich wurde dies durch die Handlungsmacht der gut organisierten Hilfsarbeiterinnen im Druckgewerbe. Gemeinsam mit solidarischen Kollegen entwickelten sie Strategien, um die Anliegen von Gleichberechtigung und Gewerkschaftsarbeit zu verbinden und ihre Interessen erfolgreich zu vertreten. Uwe Fuhrmann geht dieser bislang unbekannten Geschichte einer außergewöhnlichen Gewerkschaft im Deutschen Kaiserreich nach.
Informationen und Download
Franziska Rehlinghaus, Ulf Teichmann (Hg.) (2020): Vergangene Zukünfte von Arbeit
Aussichten, Ängste und Aneignungen im 20. Jahrhundert. Dietz-Verlag. Bonn
Der Band entstand aus der Tagung: „Vergangene Zukünfte der Arbeit. Historische Imaginationen, Prognosen und Planungen von Arbeit in der Moderne – Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte VI“ des Kooperationsprojekts Gewerkschaftsgeschichte der HBS und der FES.
Wie die Arbeit der Zukunft aussehen und ob Arbeit überhaupt eine Zukunft besitzen würde – diese Fragen waren im 20. Jahrhundert allgegenwärtig. Die Beiträge des Bandes nehmen die zentralen Debatten über das Verhältnis von Arbeit und Zukunft in verschiedenen Branchen und Gesellschaftssystemen in den Blick. Dabei beleuchten sie die vielschichtigen Umgangsweisen mit den Herausforderungen durch politische und ideologische Vorgaben, technologischen Wandel, Bildungskonzepte und Individualisierungsprozesse.
Fuhrmann, Uwe (2019): "Frau Berlin" – Paula Thiede (1870-1919)
Paula Thiede wurde als Pauline Berlin am 6. Januar 1870 in Berlin geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie rund um den heutigen Mehringplatz in Kreuzberg, am südlichen Rand des Zeitungsviertels. Sie kam aus proletarischen Verhältnissen, stand früh auf eigenen Beinen und wurde »Anlegerin« an Buchdruckschnellpressen. Mit 19 heiratete sie, mit 21 war sie Witwe und hatte eines ihrer beiden Kinder unter dramatischen Umständen verloren. Sie kämpfte sich zurück ins Leben und trat dem »Verein der Arbeiterinnen an Buchdruck-Schnellpressen« (siehe Kasten) bei. Sie heiratete erneut und versuchte trotz aller Schwierigkeiten, dem sozialen Elend des Kaiserreichs mit kämpferischer Gewerkschaftsarbeit zu begegnen.
Von 1898 bis zu ihrem Tod im Jahre 1919 war sie Vorsitzende des »Verbandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands«. Damit war sie, soweit bekannt, weltweit die erste Frau an der Spitze einer gemischtgeschlechtlichen Gewerkschaft.
In ihre Amtszeit fallen große Erfolge: Lohnsteigerungen durch heute vergessene Kampftaktiken, frühe Tarifverträge und ein hoher Anteil von organisierten HilfsarbeiterInnen. Auch zeigte sich, wie die einengende Geschlechterpolitik der Gesellschaft und der Gewerkschaften ins Wanken gebracht werden konnte. Paula Thiede starb am 3. März 1919 nach langer Krankheit.
Hofmann, Jörg und Christiane Benner (Hrsg.), (2019): Geschichte der IG Metall.
Zur Entwicklung von Autonomie und Gestaltungskraft
Die IG Metall als größte unabhängige Einzelgewerkschaft der Welt hat sowohl die Gewerkschaftslandschaft wie die Gesellschaft mitgeprägt. Wie gelingt ihr das? Unter welchen historischen Bedingungen hat sie sich entwickelt? Welche Einflussmöglichkeiten, welche Handlungsfelder, welche Organisations- und Aktionsformen hat sie hervorgebracht? Was hat sie bewirkt - bei der Verbesserung der Lebensbedingungen, bei der Ausgestaltung der industriellen Beziehungen, bei der Demokratisierung der Arbeit? Was sind die Herausforderungen der Gegenwart und ihre unerledigten Aufgaben? Das Buch geht diesen Fragen mit zahlreichen Einzelbeiträgen aus Wissenschaft und konzeptioneller Praxis in einer geschichtlichen Perspektive nach, es rekonstruiert detailreich, was auch für die Zukunft gewerkschaftlicher Arbeit entscheidend sein wird: Autonomie und Gestaltungskraft.
Pollmann, Anna (2019): Fragmente aus der Endzeit.
Negatives Geschichtsdenken bei Günther Anders
Wie lässt sich Geschichte von ihrem möglichen Ende her begreifen? Der deutsch-jüdische Schriftsteller und Philosoph Günther Anders (1902–1992) ist für seine Deutungen der atomaren Endzeit bekannt. Anna Pollmann rekonstruiert aus Anders’ philosophischen und literarischen Schriften sein negatives Geschichtsdenken von der Genese in den 1930er Jahren bis hin zur Rezeption seiner Endzeitdiagnosen in den neuen sozialen Bewegungen. Das Buch erzählt von der Zerrüttung des Geschichtsbewusstseins im 20. Jahrhundert. Es macht sichtbar, wie sehr sich diese auch in der Form seines Werkes spiegelt. Die Zäsuren von Auschwitz und Hiroshima werden dabei in ihrer jeweils unterschiedlichen Bedeutung für die Grenzen historischen Denkens behandelt. Die Topografie von Andersʼ Emigration und Remigration nachzeichnend, führt die Studie an biografische Stationen wie Paris, Los Angeles, Berlin und Wien und in die ideengeschichtlichen Kontexte seines Geschichtsdenkens.
Andresen Knud, Kuhnhenne Michaela, Mittag Jürgen, Müller Stefan (Hg.) (2018): Repräsentationen der Arbeit.
Bilder – Erzählungen – Darstellungen. Dietz-Verlag. Bonn
Der Band entstand aus der Tagung: „Repräsentationen der Arbeit. Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte IV“ des Kooperationsprojekts Gewerkschaftsgeschichte der HBS und der FES.
Wie wird und wurde Arbeit in der Gesellschaft dargestellt und wahrgenommen? Als Quelle von Stolz und Zukunftsorientierung, aber auch als Ort des Elends, der körperlichen Anstrengung, der Unterordnung und Ausbeutung. Mit seinem interdisziplinären Ansatz lenkt dieser wissenschaftliche Sammelband den Blick auf Orte, Medien und Figuren der Darstellung von Arbeit.
Fattmann, Rainer (2018): Das Europa der Arbeiter
- Leitbilder gewerkschaftlicher Europapolitik bis in die Mitte der 1970er Jahre. Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 387
Der mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) einsetzende europäische Einigungsprozess ist mitnichten als ein von zivilgesellschaftlichen Akteuren weitgehend abgekoppeltes Projekt politischer Eliten zu interpretieren, sondern wurde von den nicht kommunistischen Gewerkschaften der ursprünglich sechs Staaten der EGKS bzw. der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft mitinitiiert und von Beginn an intensiv begleitet und gefördert.
Der Band bietet erstmals eine zusammenfassende Darstellung der europapolitischen Vorstellungen der Gewerkschaften in den sechs Gründungsstaaten bis zur ersten Erweiterungsrunde 1973 und arbeitet ihre ideellen und erfahrungsgeschichtlichen Grundlagen heraus.
Hordt, Arne; Neuheiser, Jörg (2018): Arbeit nach dem Boom in der Bundesrepublik Deutschland
- Industrielle Konflikte und gesellschaftliche Debatten: Materialien für den Geschichtsunterricht
Deutsche Geschichte nach 1945 beschränkt sich nicht auf Wirtschaftswunder, Kalten Krieg und Wiedervereinigung. Vor allem die Themen Alltags- und Arbeitsgeschichte werden im Unterricht vernachlässigt. Das Working Paper bietet kopierfähiges Material zu den Themen Arbeitslosigkeit/Arbeitszeitverkürzung, Arbeitskämpfe und Migration in der Arbeitswelt für den Einsatz in der Sekundarstufe I und II. Einführende Darstellungen werden durch wissenschaftspropädeutische Fragestellungen und Quellen ergänzt. Im Heft geht es um Arbeitslosigkeit/Verteilung von Arbeit (35-Stunden-Woche), Strukturwandel (Kampf um Rheinhausen), Schließungen durch die Treuhand (Hungerstreik Bischofferode) und Migration in der Arbeitswelt ("Türkenstreik" bei Ford und Wallrafs "Ganz unten").
Schöler, Uli und Thilo Scholle (Hrsg.), (2018): Weltkrieg - Spaltung - Revolution : Sozialdemokratie 1916-1922
Die Geschichte der Arbeiterbewegung von 1916 bis 1922 wird oft als Zweiteilung in Mehrheitssozialdemokratie und Unabhängige Sozialdemokratie sowie die sich gründende Kommunistische Partei beschrieben. Diese allzu schlichte Darstellung wird den tatsächlichen politischen Auseinandersetzungen zwischen und in diesen Gruppen nicht gerecht.
Die politischen Debatten waren Teil eines dynamischen Prozesses, der sich simplen Zuordnungen zu einzelnen Parteien entzieht und in seiner Vielfalt teilweise auch quer zu den Lagern verlief. Inhaltlich drehten sich die Diskussionen zwischen dem Ersten Weltkrieg und den frühen Jahren der Weimarer Republik vor allem um Fragen der politischen Verfassung, der Gestaltung der Wirtschaftsordnung und um die Ziele und Aufgaben sozialdemokratischer Parteien.
Wolf, Johanna (2018): Aufbau der DGB-Bezirke in Ostdeutschland, 1990-1995 - Eine Literaturstudie
Die erste Hälfte der 1990er Jahre stellte für die gewerkschaftliche Arbeit des DGB in Ostdeutschland eine mit vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen verbundene Phase des Neuaufbaus von Strukturen dar, wobei der Aktivitätsbereich über die in Westdeutschland wahrgenommenen Aufgaben hinausging.
Der Literaturbericht liefert einen Überblick zu Archiv- und Bibliotheksbeständen der ostdeutschen DGB-Bezirke und entwickelt daraus zukünftige Forschungsfragen. Er nimmt Bezug auf die Rolle der Gewerkschaften und ihre größten Herausforderungen im Einheits- und Transformationsprozess und beschreibt die Etablierung gewerkschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Mitbestimmungsstrukturen. Er verdeutlicht die Notwendigkeit, die westdeutsch geprägte Sicht auf Transformation und gewerkschaftlichen Neuaufbau zu ergänzen.
Führer, Karl Christian (2017): Gewerkschaftsmacht und ihre Grenzen
- Die ÖTV und ihr Vorsitzender Heinz Kluncker 1964-1982
Die Gewerkschaft »Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr« (ÖTV) und ihr Vorsitzender Heinz Kluncker galten in den 1960er und 1970er Jahren als überaus mächtig: Mit dem legendären zweistelligen Lohnabschluss von 1974 brachten sie sogar Bundeskanzler Willy Brandt in Bedrängnis.
Karl Christian Führers Studie porträtiert die ÖTV und zeigt, wie die Organisation in Tarifverhandlungen und bei Streiks agierte. Politische Rahmenbedingungen wie das ambivalente Verhältnis zur SPD und öffentliche Debatten über den Einfluss der Gewerkschaften werden dabei ebenso berücksichtigt wie der wirtschaftliche und soziale Wandel zwischen 1964 und 1982. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der deutschen Gewerkschaften und der jungen Bundesrepublik.
Lauschke, Karl, Peter Sörgel und Eike Hemmer (2017): Widerstand lohnt sich!
Die Geschichte der Bremer Hütte – oder: Wieso wird heute noch Stahl in Bremen produziert?
Karl Lauschke zeichnet die außergewöhnliche Geschichte des Hüttenwerks in Bremen und seiner Selbstbehauptung durch eine linke Belegschaftsvertretung anschaulich und spannend nach.
Gerber, Jan, 2016. Ein Prozess in Prag.
Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen
Im November 1952 fand in Prag der größte und letzte stalinistische Schauprozess statt. Rudolf Slánský und dreizehn weitere hochrangige Funktionäre des Partei- und Staatsapparats der Tschechoslowakei wurden angeklagt, sich gegen die volksdemokratische Ordnung verschworen zu haben. Elf von ihnen wurden hingerichtet, drei erhielten lebenslange Freiheitsstrafen. Das Slánský-Tribunal unterschied sich durch die Anzahl der Todesurteile und durch seine offen antisemitische Ausrichtung von den anderen stalinistischen Schauprozessen. Elf der Beschuldigten waren jüdischer Herkunft. Ausgehend von den Biografien der in Böhmen aufgewachsenen Schriftsteller Louis Fürnberg, Autor des Liedes »Die Partei, die Partei, die hat immer recht«, und F. C. Weiskopf untersucht Jan Gerber, warum Antifaschisten nur sieben Jahre nach der Befreiung von Auschwitz einen Prozess durchführten, in dem Juden als Juden angeklagt wurden. Zudem fragt er, weshalb dieser Prozess ausgerechnet in der Tschechoslowakei stattfand, die in der Zwischenkriegszeit als Insel der Demokratie und Toleranz gegolten hatte? Die Lebenswege Fürnbergs und Weiskopfs, die Anfang der 1950er Jahre in die Mühlen des Slánský-Tribunals gerieten und die Tschechoslowakei schließlich aus Angst vor Verfolgung in Richtung DDR verließen, zeigen, dass der Prozess nicht allein auf die Initiative Moskaus zurückging. In ihm fanden zugleich die Nationalitätenkonflikte der Zwischenkriegszeit eine weltanschaulich kodierte Fortsetzung.
Kebir, Sabine (2016): Frauen ohne Männer?
Selbstverwirklichung im Alltag. Elfride Brüning (1910-2014) - Leben und Werk
Elfriede Brüning (1910-2004) veröffentlichte mit sechzehn Jahren erste Feuilletons und Reportagen und mit 24 den ersten Roman. Die Geschlechterverhältnisse waren ihr Thema. Früh setzte sie sich für die Rechte arbeitender Frauen und ihrer Kinder ein. Die drei Romane, die sie in der Zeit des Nationalsozialismus publizierte, widersprachen dem offiziellen Frauenbild: Die Heldinnen kämpften darum, auch als Ehefrauen berufstätig zu sein.
Kleinöder, Nina (2016): Humanisierung der Arbeit
- Literaturbericht zum "Forschungsprogramm zur Humanisierung des Arbeitslebens"
Der Literaturbericht zum "Forschungsprogramm zur Humanisierung des Arbeitslebens (HdA)" ordnet das von 1974 - 1989 bestehende und unter dem Titel "Arbeit und Technik" von 1989 - 1998 fortgeführte Programm in seinen historischen Kontext ein. Er gibt einen Überblick über gedruckte und ungedruckte Quellen sowie die bisherige Forschung zur Thematik und ordnet Quellen und die vorliegende Forschung ein. Die Autorin formuliert erste Thesen für mögliche aktuelle Forschungsperspektiven zur historischen Betrachtung des Programms. Der Bericht bietet somit einerseits einen Überblick über das HdA Programm, Quellen und Forschungsstand und regt zugleich die Diskussion über Forschung zum HdA Programm an.
Neuheiser, Jörg; Bartlitz, Christine; Rudolf, Violetta (2016): Mehr Geschichte wagen
- Plädoyer für einen mutigeren Umgang der Gewerkschaften mit ihrer (Zeit-)Geschichte
Das Arbeitspapier geht der Frage nach wie sich Gewerkschaften mithilfe ihrer Geschichte in der Gegenwart verorten und eine Orientierung für die Zukunft entwickeln können. Es versteht sich als Diskussionsgrundlage über die Bedeutung von Geschichte für die gewerkschaftliche Arbeit wie auch für die Gewerkschaften als Organisation. Grundlegend ist die Annahme, dass historisches Lernen sinnvoll und notwendig ist für politisches Engagement heute ist. Im ersten Teil werden unterschiedliche Felder historischen Arbeitens und Lernens sowie die Verbindung gewerkschaftsgeschichtlicher Themen mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen vorgestellt. Im zweiten wird ausgehend von den Möglichkeiten einer "Public History" die Bedeutung von Erinnerungskultur und Geschichtspolitik für die Gewerkschaften als politischen Akteuren aufgezeigt und Anwendungsbeispiele historischer Projektarbeit
Owetschkin, Dimitrij (2016): Vom Verteilen zum Gestalten
- Geschichte der betrieblichen Mitbestimmung in der westdeutschen Automobilindustrie nach 1945
Die Automobilindustrie gehört zu den zentralen Wirtschaftsbranchen Deutschlands sowie zu den Hochburgen der gewerkschaftlichen Organisation und Mitbestimmung. Seit der Nachkriegszeit haben sich hier besonders weitreichende Muster der »Konfliktpartnerschaft« zwischen Arbeit und Kapital herausgebildet.
Dieser Band bietet erstmals eine zusammenfassende sozialhistorische Darstellung der betrieblichen Mitbestimmung in der westdeutschen Automobilindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Wandel der Mitbestimmungspraxis der Betriebsräte von der Schutz- und Verteilungs- zur Beschäftigungs- und Gestaltungspolitik wird dabei im Kontext unterschiedlicher betrieblicher Sozialordnungen analysiert.
Andresen Knud, Kuhnhenne Michaela, Mittag Jürgen, Platz, Johannes (Hg.) (2015): Der Betrieb als sozialer und politischer Ort.
Studien zu Praktiken und Diskursen in den Arbeitswelten des 20. Jahrhunderts. Dietz-Verlag. Bonn
Der Band entstand aus der Tagung „Der Betrieb als sozialer und politischer Ort Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte III“ Kooperationsprojekts des Kooperationsprojekts Gewerkschaftsgeschichte der HBS und der FES
Der Betrieb ist im 20. Jahrhundert ein Ort, an dem soziale und politische Veränderungen auf kleinstem Raum sichtbar werden. Die damit verbundenen innerbetrieblichen Konflikte hatten erhebliche Auswirkung auf die Handlungsfelder und Aktivitäten von Gewerkschaften. Die Beiträge untersuchen das Handeln von Arbeitenden ebenso wie Betriebsdiskurse und verknüpfen dies mit Feldanalysen zu mikropolitischen Auseinandersetzungen in Unternehmen.
Losseff-Tillmanns, Gisela (2015): Ida Altmann-Bronn 1862-1935
- Lebensgeschichte einer sozialdemokratischen, freidenkerischen Gewerkschafterin - eine Spurensuche
Ida Altmann-Bronn gehörte zu den prominenten Köpfen der deutschen Gewerkschafts- und proletarischen Frauenbewegung in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Aufgewachsen in der ostpreußischen Provinz und ausgebildet in Königsberg und St. Petersburg, kam sie 1890 nach Berlin und schloss sich der Sozialdemokratie an. Schnell stieg sie zu einer gefragten Rednerin und respektierten Agitatorin auf, die sich vor allem für die Organisierung von Frauen in der Arbeiterbewegung engagierte. 1905 erreichte sie zusammen mit Emma Ihrer, dass die Generalkommission der Freien Gewerkschaften ein Arbeiterinnensekretariat einrichtete; sie wurde dessen erste Leiterin. Von 1902 bis 1912 war sie zudem beim Internationalen Freidenkerbund in Brüssel als Sekretärin für Deutschland tätig. Mit dem berühmten Naturforscher und Freidenker Ernst Haeckel führte sie einen intensiven Briefwechsel, der für dieses Buch von ihrem Urgroßneffen J. Nebmaier ausgewertet wurde. 1912 folgte sie ihrem Ehemann Jegor Bronn nach Elsaß-Lothringen - und verschwand damit aus der Öffentlichkeit, bis heute. Diese Biografie zeichnet erstmalig das Leben der Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und Freidenkerin Ida Altmann nach, um damit endlich die Erinnerung an sie im Gedächtnis der Menschen fest zu verankern.
Andresen, Knud (2014): Triumpherzählungen
- Wie Gewerkschafter über ihre Erinnerungen sprechen
Einen "sozialen Wandel von revolutionärer Qualität" nehmen Historiker heute für die 1970er Jahre an. Damit ergibt sich eine sozialgeschichtliche Zäsur innerhalb der sonst vergleichsweise bruchlosen Geschichte der Bundesrepublik. Das vorliegende Buch ist dem Widerhall dieses "Strukturbruchs" in den Erfahrungen von Betriebsräten und Gewerkschaftern auf der Spur. Auf der Basis von lebensgeschichtlichen Interviews mit Angehörigen der Basiselite, die nicht nur Zeugen des Wandels waren, sondern diesen vor Ort mitgestaltet haben, verfolgt der Autor durch Analyse ihrer Erzählmuster die retrospektive Konstituierung der Epoche mit einem auffallenden Befund: Trotz krisenhafter Erfahrungen bilden Triumphe ein wichtiges Erzählmuster der Akteure.
Clairmont, Yves (2014): Vom europäischen Verbindungsbüro zur transnationalen Gewerkschaftsorganisation
Organisation, Strategien und Machtpotentiale des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes bis 1990
Von Beginn der Europäischen Integration an schufen auch die Gewerkschaften Formen der Zusammenarbeit für den europäischen Gemeinschaftsraum. Unter den sich herausbildenden Europäischen Gewerkschaftsverbänden (EGV) nahm der Zusammenschluss der Metallgewerkschaften eine herausragende Stellung ein: Der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) schloss die traditionell im Gewerkschaftsbereich führenden, da mitgliederstarken und gut organisierten Metallarbeitnehmerorganisationen zusammen und vertrat zugleich mit der Metall- und Elektroindustrie Leitindustrien für Europa, die Taktgeber für den technologischen und ökonomischen Wandel waren.
Brunner, Detlev und Christian Hall (2014): Revolution, Umbruch, Neuaufbau:
Erinnerungen gewerkschaftlicher Zeitzeugen der DDR
Die Montagsdemonstrationen und die Demokratiebewegung in der DDR hätten ohne die zahlreichen Beschäftigten aus den Betrieben, Verwaltungen und Büros kaum die Durchschlagskraft erzielt, die sie in der Friedlichen Revolution von 1989 zeigten. Ihr Wirken und die gewerkschaftlichen Neugründungen und Reformansätze waren unverzichtbare Voraussetzungen für den demokratischen Erneuerungsprozess und die ab Herbst 1990 realisierte deutsche Gewerkschaftseinheit. Von den unterschiedlichen Erinnerungen an diese Umbruch- und Neuordnungsphase handelt die vorliegende Publikation. Dabei stehen Fragen nach der Prägung durch die DDR, den mit dem Umbruch 1989/90 verbundenen Hoffnungen und Ängsten, dem Verhalten ost- und westdeutscher Gewerkschaften und den Handlungsspielräumen während des Transformationsprozesses im Fokus.
Schroeder, Wolfgang (Hrsg.), (2014): Handbuch Gewerkschaften in Deutschland
In Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik zählen die Gewerkschaften – auch jenseits der Arbeitsbeziehungen – zu den wichtigsten politischen Akteuren. In diesem grundlegenden Handbuch, das führende Gewerkschaftsforscher versammelt, findet sich ein Überblick, der den nationalen und internationalen Forschungsstand zu den Gewerkschaften abbildet. In diesem Sinne werden die wesentlichen Daten, Fakten, Akteure, Entwicklungen, Politikfelder und Perspektiven der deutschen Gewerkschaften inklusive ihres internationalen Umfeldes systematisiert und in eine Gesamtschau gebracht. Dabei beleuchten die einzelnen Beiträge die historische, organisatorische, politikfeldbezogene und politische Dimension der Gewerkschaften sowie ihre Einbettung in Gesellschaft und Politik. Die nun vorliegende 2. Auflage wurde umfassend überarbeitet, aktualisiert sowie um neue Entwicklungen und gewerkschaftliche Schwerpunkte wie Mitgliederorientierung und Organizing-Konzepte erweitert.
Fattmann, Rainer (2013): Für ein soziales Europa.
Der Agrar-, Lebensmittel- und Tourismusbereich in der europäischen Gewerkschaftspolitik seit der Gründung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
Der Europäische Einigungsprozess gilt vielen bis heute als ein von den zivilgesellschaftlichen Akteuren weitgehend abgekoppeltes Projekt politischer Eliten. Tatsächlich aber haben auch die meisten Gewerkschaften der ursprünglich sechs EWG-Staaten den europäischen Einigungsprozess von Beginn an begleitet und gefördert. Die Darstellung analysiert die europabezogenen Aktivitäten der heute in der europäischen Gewerkschaftsföderation EFFAT zusammengeschlossenen Organisationen im Lebensmittel-, Landwirtschafts- und Tourismussektor.
Henning, Klaus (2013): Europäische Integration und Gewerkschaften
Der EMB zwischen Interessenvertretung und transnationaler Solidarität. Der EMB zwischen Interessenvertretung und transnationaler Solidarität.
Die Studie befasst sich mit der Politik und Geschichte des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes. Der Verband war mit zuletzt 80 Mitgliedsorganisationen und fast 6 Millionen repräsentierten Arbeitnehmern der bedeutendste Industriegewerkschaftsverband in Europa. Seine Aktivitäten haben sich gleichfalls im Zuge des europäischen Integrationsschubes der letzten Jahrzehnte in vielen Handlungsbereichen vervielfältigt und ausdifferenziert. Die Arbeit ist von der Frage geleitet, ob diese Entwicklungen den Verband von einem europäischen Interessenverband bzw. einer Lobbyorganisation nationaler Gewerkschaften zu einer transnationalen Gewerkschaftsorganisation mit eigenen Möglichkeiten und Kräften der Durchsetzung von Arbeitnehmerinteressen haben werden lassen.
Remeke, Stefan (2012): Anders links sein
- Auf den Spuren von Maria Weber und Gerd Muhr
Eine Gewerkschafterin, "erzkatholisch" und eine Christdemokratin zumal, die ihre Herkunft aus dem rauen, echten Ruhrgebiet nie verleugnete, die als Christlich-Soziale moderne Familienpolitik machte lange vor Ursula von der Leyen, für das ganztägige Schulwesen kämpfte und sich um die Gesamtschule und aus anderen Anlässen raufte mit den Granden der CDU/CSU von Helmut Kohl über Kurt Biedenkopf bis zu Franz Josef Strauß. Sie stand an der Spitze der emanzipierten Gewerkschaftsfrauen, verband progressive Ideen und Katholizismus und blieb in bestimmten Angelegenheiten dennoch traditionell: in ihrem Kampf gegen eine Reform des Paragrafen 218 etwa oder in ihrer äußeren Erscheinung - "Trägerrock statt Minirock" respektive in Kostüm mit Brosche unter den jungen Vertreterinnen der Frauenbewegung nach "1968".
Und ein Gewerkschafter, der im Hauptberuf den deutschen Sozialstaat gestaltete und zu verteidigen versuchte, zugleich aber, von vielen unbeobachtet, als Weltdiplomat Karriere machte in den United Nations of Labour, der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf, und zudem die europäische Integration in Brüssel im Hintergrund forcierte.
Müller, Hans-Peter (2011): Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft im Wettbewerb mit dem DGB
- Geschichte der DAG 1947-2001
Das Werk beschreibt die Geschichte der Deutschen Angestelltengewerkschaft im Zeitraum von 1947 bis 2001 aus der Perspektive des politischen Einflusses der beiden konkurrierenden gewerkschaftlichen Spitzenverbände DAG und DGB auf die bundesdeutsche Sozial- und Wirtschaftspolitik. Die Analyse stützt sich dabei auf den uneingeschränkten Zugang zum schriftlichen Vermächtnis der DAG. Herausgekommen ist nicht die Geschichte eines unerbittlichen Kampfes, sondern eines wettbewerblichen Dualismus zweier ungleicher Kontrahenten, die sich in ihrem einheitsgewerkschaftlichen Selbstverständnis dennoch weitaus näher waren, als dem gängigen Klischee über die "Standesorganisation" DAG entspricht.
Scharrer, Manfred (2011): Der Aufbau einer freien Gewerkschaft in der DDR 1989/90
- ÖTV und FDGB-Gewerkschaften im deutschen Einigungsprozess
Der Aufbau freier Gewerkschaften in der DDR und den Neuen Bundesländern spielte für das gewaltfreie Gelingen des deutschen Einigungsprozesses eine herausragende Rolle. Das Engagement bundesdeutscher Gewerkschaften trug wesentlich dazu bei, dass der FDGB und seine Einzelgewerkschaften sich auflösten und es während des Einigungsprozesses nicht zu sozialen Verwerfungen kam. Manfred Scharrer beschreibt und analysiert den Aufbau der ÖTV im Wechselspiel der Auseinandersetzung mit den FDGB-Gewerkschaften. Er kann dabei auf 19 qualitative Interviews zurückgreifen, die er zwischen 1991 bis 1993 mit Protagonisten des gewerkschaftlichen Organisationsaufbaus in der ehemaligen DDR führte (ergänzt durch ein weiteres Interview mit der ehemaligen Vorsitzenden der ÖTV, Monika Wulf-Mathies). Im Quellenteil finden sich diese Interviews, die eine umfangreiche authentische Quelle zum Thema aus Sicht unmittelbar Beteiligter auf unterschiedlichen Verantwortungsebenen aus Ost und West darstellen. Sie öffnen den Blick auf eine Seite des Einigungsprozesses, der vielfach unbekannt und in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet blieb.
Stuckmann, Dagmar (2011): Gebt Raum den Frauen
- 100 Jahre Internationaler Frauentag in Bremen
Das Buch behandelt die Geschichte des traditionellen Kampf- und Aktionstages der Frauenbewegung von seinen proletarischen Ursprüngen im Kaiserreich und der Weimarer Republik über die Jahre der brutalen Unterdrückung aller emanzipatorischen Ansätze während der NS-Diktatur sowie die nach deren Zerschlagung alsbald erfolgenden diesbezüglichen Wiederbelebungsanstrengungen durch SPD, KPD und Demokratischen Frauenbund bis hin zum zeitweiligen Niedergang des Frauentages in der frühen Bundesrepublik. Es folgen Ausführungen zur seit Ende der 1960er Jahre entstehenden Neuen Frauenbewegung und zur sukzessiven Reaktivierung der Frauenarbeit auch in den Gewerkschaften und den Parteien, wobei deutlich wird, dass sich die Proklamation des 8. März zum "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" seit Mitte der 1970er Jahre als hierauf ungemein beflügelnd ausgewirkt hat. Schließlich führten die diversen Aktionen von autonomer Frauenbewegung sowie der primär politisch und gewerkschaftlich agierenden Frauen zu einer zunehmenden Politisierung der Frauentage bereits in der alten Bundesrepublik, aber dann auch im vereinigten Deutschland.
Hemmer, Hans-Otto (Hrsg.) (2010): Gespräche mit Ernst Breit
- Ausgleich mit Augenmaß
Ernst Breit war von 1982 bis 1990 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Es waren schwere Jahre für die deutschen Gewerkschaften – geprägt vom Niedergang der Gemeinwirtschaft, von harten Auseinandersetzungen um die Arbeitszeit und von der Deutschen Einheit. Das wäre Stoff genug für eine
aufschlussreiche Autobiografie, die leider nicht in Aussicht ist. Der vorliegende Band kann sie natürlich nicht ersetzen. Er bietet drei Bausteine eines Lebensberichts – eine Skizze über den DGB-Vorsitzenden Breit, ein
Gespräch mit Ernst Breit über sein Leben und seine Arbeit und ein „Stichwortverzeichnis“ mit Originalzitaten Breits zu relevanten Begriffen.
Zimmermann, Rüdiger (Hrsg.), Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.) (2010): Das gedruckte Gedächtnis der Tertiarisierung
- Pilotprojekt zur Sicherung zentraler gewerkschaftlicher Quellenbestände der freien Angestelltenbewegung
Alle bedeutenden Gewerkschaftszeitungen der Kaiserzeit und der Weimarer Republik zu digitalisieren und ins Internet zu stellen, ist ein großartiges Projekt der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Es eröffnet neue Dimensionen in der Herangehensweise und Aufarbeitung der Gewerkschaftsgeschichte und wird den Erkenntnishorizont deutlich erweitern. Seit jeher sind die "Verbands-Organe" mehr als nur Informationsvermittler zwischen den Verbänden und ihren Mitgliedern. Sie geben Einblick in die Arbeit der jeweiligen Organisation, machen ihr Handeln verständlich, zeigen aber auch ihre Grenzen auf. Damit sind sie wertvolle Quellen zur Geschichte der Gewerkschaften. Gewerkschaftszeitungen zu bewahren und zugänglich zu machen, ist daher eine wichtige Aufgabe. Das hat die Bibliothek der FES erkannt und mit der Digitalisierung dieser Quellen einen hierfür zeitgemäßen Weg beschritten.
Czikowsky, Karl-Otto; Mittag, Jürgen; Moitra, Stefan; Nietzard, Rolf; Tenfelde, Klaus (Hrsg.) (2007): Stimmt die Chemie?
- Mitbestimmung und Sozialpolitik in der Geschichte des Bayer-Konzerns
Die Mitbestimmung gilt in Deutschland als zentrales Instrument im Kampf um die Rechte und die soziale Lage von Arbeitnehmern. Obwohl es an kritischen Stimmen nicht mangelt und das Ausland diese besondere Form der Unternehmenskultur bisweilen verständnislos betrachtet, wird der Mitbestimmung in der Bundesrepublik doch eine wichtige Funktion zugeschrieben: Sie gewährt Mitsprache und verlangt Mitverantwortung - sowohl in den Betrieben selbst als auch in den Leitungsorganen der Unternehmen. Als Bestandteil der Wirtschafts- und Sozialordnung spielt die Mitbestimmung darüber hinaus für den Zusammenhalt von Staat und Gesellschaft eine bedeutsame Rolle.
Lauschke, Karl (2007): Die halbe Macht
- Mitbestimmung in der Eisen- und Stahlindustrie 1945 bis 1989
Die Mitbestimmung überträgt den Gedanken der Demokratie auf die Welt der Wirtschaft: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen Subjekt und nicht Objekt der ökonomischen Prozesse sein. Die Vorzüge der paritätischen Mitbestimmung haben sich in den Jahren des "Wirtschaftswunders" nach dem Kriege, aber auch in den Zeiten der Krise der deutschen Stahlindustrie erwiesen. Die Arbeitsbedingungen konnten verbessert werden, und in vielen betrieblichen Konflikten und Kämpfen um den Erhalt von Arbeitsplätzen konnten die Instrumente und Möglichkeiten im Sinne der Betroffenen genutzt werden, konnten mitunter Arbeitsplätze gesichert oder die Arbeitsplatzverluste sozialverträglicher geregelt werden. Nur durch die Montanmitbestimmung konnten die schweren Krisen in der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen und im Saarland bewältigt werden. Die gleichberechtigte Teilhabe bietet die Chance, den Ausgleich zwischen den Kapitalinteressen und den Interessen der arbeitenden Menschen zu finden.
Plogstedt, Sibylle, 2006. Frauenbetriebe
Vom Kollektiv zur Einzelunternehmerin
Mehr als 10.000 Stellen sind durch die Frauenbewegung entstanden. Heute ist statt Kollektivstruktur wirtschaftliches Denken angesagt, statt Gleichheit Professionalität. Die Journalistin Sibylle Plogstedt schreibt die Geschichte der Projekte von den siebziger Jahren bis heute.
»Nur« mit Frauen zu arbeiten war der wohl spektakulärste, aber nicht
der einzige historische Tabubruch der Frauenprojekte: Zugleich wurde lebhaft mit Arbeits- und Lebensformen experimentiert. Doch die ideellen Voraussetzungen der Selbstorganisation brachten selbst wieder eine Vielzahl von Tabus mit sich. Zu ihnen gehörten Schönheit, Reichtum, Macht und Männer. Die Ansprüche aneinander in Sachen Gleichheit, gleicher Lohn und Aufhebung der Arbeitsteilung waren hoch. Das Konfliktpotenzial ebenso. Während im Laufe der Zeit die Unterschiede von Frauen zwar anerkannt und positiv genutzt wurden, verbrauchte sich die Solidarität. Die Suche nach neuen Veränderungen begann … Die Publizistin Sibylle Plogstedt nähert sich in Gesprächen mit Projektfrauen der Geschichte der Frauenbetriebe.