Gertrud Hanna

Gertrud Hanna, geboren am 22. Juni 1876 als eine von drei Töchtern eines armen Berliner Arbeiterpaares, muss mit 14 Jahren ihre Schulzeit beenden und sich ihr Geld als Buchdruckerei-Hilfsarbeiterin verdienen. Ganz ungewöhnlich für diese Zeit, tritt sie schon bald dem Verband für Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeiter bei. Ihr Hauptanliegen: Die Anerkennung der Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen und Mitarbeiterinnen.

Die Gleichstellung der Frauen bleibt ihr Anliegen bis zu ihrem Tode. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges wirkt sie im „Ausschuss für Frauenarbeit während des Krieges“ mit. Ab 1916 redigiert sie die neu gegründete „Gewerkschaftliche Frauenzeitung“, später arbeitet sie an der Zeitschrift „Die Arbeiterwohlfahrt“ mit. In den folgenden Jahren hält sie bei SPD und Gewerkschaftsveranstaltungen zahlreiche Referate, die sich vor allem mit Problemen der Erwerbsarbeit von Frauen und mit dem Frauenarbeitsschutz beschäftigen. Sie hält Vorträge bei internationalen Kongressen, wie zum Beispiel 1927 bei der Gewerkschaftlichen Frauenkonferenz in Paris.

Doch wie viele Sozialistinnen ihrer Generation will sie auf keinen Fall als Frauenrechtlerin gelten. Innerhalb von Partei und Gewerkschaften vertritt sie eine eher reformistische Position. Das Recht der Frauen auf Erwerbsarbeit und die Gleichberechtigung der Geschlechter will sie Seite an Seite mit den Männern erkämpfen.

1933, nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, steht sie vor dem Nichts. Zusammen mit einer ihrer beiden Schwestern hält sie sich mühselig mit Flickarbeiten über Wasser.

Ihr politischer Werdegang:

Anfang der 1890er: Eintritt in den Freigewerkschaftlichen Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen und schon kurz darauf Vorstandsmitglied in Berlin

1907: Hauptberufliche Sekretärin des Berliner Arbeiterinnen-Komitees

1909: Leiterin des Berliner Arbeiterinnen-Komitees

1908: Eintritt in die SPD

1909 – 1933: Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften beziehungsweise des Bundesvorstands des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und Leiterin des Frauensekretariats

1916: Mitglied der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung

1916 bis 1933: Mitglied des preußischen Landtages und des Hauptausschusses der Arbeiterwohlfahrt

Gertrud Hanna nimmt sich am 26. Januar 1944 das Leben.

Nach Gisela Notz, Gertrud Hanna, im Online-Katalog der Bibliothek der FES; auch: Gertrud Hanna, in: Wilhelm H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP).

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