Die Vorkämpferinnen

Sie gehören zu den Ersten, die sich für die Rechte der Frauen stark machen. Sie kämpfen für das Frauenwahlrecht, für gleichen Lohn und Verbesserung des Mutterschutzes.

Clara Zetkin (l.) und Rosa Luxemburg

© AdsD/A007548

Die Vorkämpferinnen

​Emma Ihrer ist Vorsitzendes des Frauenkomitees der Freien Gewerkschaften und Herausgeberin der Zeitschrift "Arbeiterin". 1890 wird sie als erste Frau in die Generalkommission, den Vorstand der Freien Gewerkschaften, gewählt.

© AdsD/A180020

Die Vorkämpferinnen

Wilhelmine Kähler wird 1892 Mitglied der Generalkommission, dem Vorstand der Freien Gewerkschaften. Sie ist Herausgeberin der Zeitschrift "Korrespondenz" für Frauen und ab 1913 zugleich Vorsitzende des Verbandes der Hausangestellten Deutschlands.

© aus: Vorwärts-Almanach 1921; AdsD/A030009

Die Vorkämpferinnen

Paula Thiede wird 1898 zur Vorsitzenden des "Verbandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen Deutschlands“ gewählt. Sie ist die erste Frau, die den Sprung an die Spitze eines gewerkschaftlichen Zentralverbandes von Männern und Frauen schafft. Ein im Jahr 2007 gestaltetes Grabmal auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Sozialistenfriedhof) in Berlin, erinnert an die Vorkämpferin.

© Wikimedia Commons/Foto: Lotse

Die Nachfolgerinnen

Auch nach dem II. Weltkrieg sind Frauen in gewerkschaftlichen Spitzenpositionen die Ausnahme. In Westdeutschland wird 1972 mit Maria Weber erstmals eine Frau zur stellvertretenden Vorsitzenden des DGB gewählt.

© AdsD 6/FJHD010467 / J.H. Darchinger

Die Nachfolgerinnen

In Ostdeutschland übernimmt bereits 1968 Johanna Töpfer eine führende Rolle. Sie wird zur stellvertretenden Vorsitzenden des FDGB gewählt.

© AdsD/6/FOTA118539; Artikeldienst Mitteldeutschland

Die Nachfolgerinnen

Erst 1982 gelingt einer Frau der Sprung an die Spitze einer Einzelgewerkschaft: Monika Wulf-Mathies löst Heinz Kluncker, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Tranport und Verkehr, ab.

© AdsD/6/FOTA128790; Urheber: Frank Darchinger

Die Nachfolgerinnen

Im Januar 1995 wird Margret Mönig-Raane 1. Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). Nach der Gründung von ver.di im Jaht 2001, einem Zusammenschluss von HBV, ÖTV, DPG, IG Medien und DAG im Jahr 2001, wird sie stellvertetende Vorsitzende der neuen Gewerkschaft.

© ver.di/barmer

Die Nachfolgerinnen

Sie ist die Dritte im Bunde der weiblichen Vorsitzenden einer Einzelgewerkshaft: Eva-Maria Stange, Lehrerin für Mathematik und Physik aus Dresden. Von 1993 bis 1997 ist sie Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen, von 1997 bis 2005 Bundesvorsitzende der GEW.

© Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0

Die Nachfolgerinnen

Nach dem Ausscheiden von Maria Weber als stellvertretende Vorsitzende des DGB im Jahr 1982 dauert es acht Jahre bis wieder eine Frau in diese Position gewählt wird. Dann endlich, im Jahr 1990 schafft Ursula Engelen-Kefer den Sprung. Sie hat das Amt bis 2006 inne.

© AdsD/6/FJHD018468; JH Darchinger

Die Nachfolgerinnen

Michalea Rosenberg wird im November 2013 zur Vorsitzenden der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) gewählt. Die ausgebildete Hotelfachfrau absolviert Anfang der 1990er Jahre eine Ausbildung zur Gewerkschaftssekretärin. Danach arbeitet sie in der Abteilung für berufliche Bildung in der NGG-Hauptverwaltung und als Bezirkssekretärin im Landesbezirk Nord.

© NGG

Die Nachfolgerinnen

Marlis Tepe, geboren 1954 und von Beruf Hauptschullehrerin, wird im Juli 2013 zur Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gewählt. Zuvor war sie jahrelang Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand des Landesverbands Schleswig-Holstein und im Bundesfrauenausschuss der GEW.

© GEW-Hauptvorstand / Kay Herschelmann

Wahlrecht für Frauen

Ende des 19. Jahrhunderts steht die Forderung nach gleichberechtigter Teilnahme am politischen Leben und dem Wahlrecht für Frauen im Mittelpunkt gewerkschaftlicher Frauenpolitik. Doch durchgesetzt wird es erst nach der Revolution 1918.

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Internationaler Frauentag

Seit 1914 feiern Gewerkschaften und Sozialdemokratie den Internationalen Frauentag. Sie nutzen diesen Tag, um den Forderungen der Frauen nach gleichberechtigten Lebens- und Arbeitsbedingungen Gehör zu verschaffen.

© AdsD/6/PLKA001218

Internationaler Frauentag

100 Jahre nachdem Frauen und Männer zum ersten Mal anlässlich des Internationalen Frauentages auf die Straße gingen, demonstrieren Gewerkschafterinnen am 8. März immer noch für die Gleichberechtigung der Frauen - wie hier bei einer Kundgebung in München. Zwar wurde in den letzten Jahrzehnten viel erreicht, doch die Forderung nach "der Hälfte der Welt" ist noch lange nicht durchgesetzt.

© Werner Bachmeier

Frauenkonferenzen

In regelmäßigen Abständen laden der DGB und seine Einzelgewerkschaften zu Frauenkonferenzen, auf denen die Gewerkschafterinnen ihre Forderungen diskutieren und beschließen. Doch in den 50er Jahren sind die Frauen in den Gewerkschaften ziemlich brav. Das belegt auch das Motto der 2. DGB-Frauenkonferenz "Frauen helfen - Frauen bauen auf".

© AdsD/6/FOTA105995

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Frauen für die Gewerkschaften zu gewinnen, ist nicht einfach. Die Ausstrahlungskraft der männerdominierten Gewerkschaften auf Frauen ist begrenzt. Erst in den 80er Jahren wird das Verhältnis zwischen Frauen und Gewerkschaften besser. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktionen des DGBs und seiner Einzelgewerkschaften für gleichen Lohn und bessere Aufstiegschancen.

© AdsD/6/PLKA021140; Urheber: ACON

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Frauen für die Gewerkschaften zu gewinnen, ist nicht einfach. Die Ausstrahlungskraft der männerdominierten Gewerkschaften auf Frauen ist begrenzt. Erst in den 80er Jahren wird das Verhältnis zwischen Frauen und Gewerkschaften besser. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktionen des DGBs und seiner Einzelgewerkschaften für gleichen Lohn und bessere Aufstiegschancen.

© AsdD

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Frauen für die Gewerkschaften zu gewinnen, ist nicht einfach. Die Ausstrahlungskraft der männerdominierten Gewerkschaften auf Frauen ist begrenzt. Erst in den 80er Jahren wird das Verhältnis zwischen Frauen und Gewerkschaften besser. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktionen des DGBs und seiner Einzelgewerkschaften für gleichen Lohn und bessere Aufstiegschancen.

© AdsD/6/FLBL005823

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Frauen für die Gewerkschaften zu gewinnen, ist nicht einfach. Die Ausstrahlungskraft der männerdominierten Gewerkschaften auf Frauen ist begrenzt. Erst in den 80er Jahren wird das Verhältnis zwischen Frauen und Gewerkschaften besser. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktionen des DGBs und seiner Einzelgewerkschaften für gleichen Lohn und bessere Aufstiegschancen.

© AdsD

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Sexuelle Belästigung ist lange ein heikles Thema in den Gewerkschaften. Doch die Frauen sorgen dafür, dass dieses Tabu gebrochen und durch Plakatserien und andere Aktionen die Sensibilität der Männer für dieses Thema gefördert wird.

© AdsD/6/PLKA004174; Illustration: Amelie Glienke; Gestaltung: bild-werk, Dortmund

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Ein Loblied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes auf die Arbeit seiner Frauenausschüsse: Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums würdigt er ihre Erfolge im Kampf um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

© Bundesarchiv/Plak 100-039-009

Die Frauenpolitik der Gewerkschaften

Jahrzehntelang ist die Beziehung zwischen Gewerkschaften und Frauen ambivalent: Frauen sind als Mitglieder zwar willkommen, doch die politischen Entscheidungen treffen die Männer. Frauen ihrerseits haben wenig Interesse, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren. Sie empfinden ihre Erwerbsarbeit als etwas Vorübergehendes und haben daher keine Veranlassung, sich für bessere Arbeitsbedingungen stark zu machen. Erst in den 1970er Jahren wird das Verhältnis spürbar besser.

Die Gewerkschaften treten von Anfang an für die Gleichberechtigung der Frauen ein: Sie fordern, Frauen die Mitarbeit in politischen Vereinen und die Teilnahme an Wahlen zu ermöglichen. Sie setzen sich ein für betriebliche Schutzvorschriften wie Mutterschutz, Verbot von Nachtarbeit und anderen Regelungen, um die Gefahren am Arbeitsplatz zu mindern. 

Die Hürden für Frauen, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden, sind im 19. Jahrhundert hoch. Nicht nur, weil ihnen die Mitarbeit in politischen Vereinen untersagt ist, sondern auch weil so manche Vorbehalte bei den männlichen Kollegen abgebaut werden müssen. Zwar sind sich die Gewerkschafter einig, dass Frauen Mitglied werden sollen, um die „Lohndrückerei“ zu vermeiden. Doch für eine eigenständige gewerkschaftliche Frauenpolitik können sie sich nur schwer erwärmen.

Anfänge der Frauenpolitik 

Trotzdem wird die Arbeit für und mit Frauen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts intensiviert. Es werden spezielle Frauenverbände, wie der Zentralverein der Fabrik- und Handarbeiterinnen Deutschlands, gegründet, andere Gewerkschaften, z.B. der Fabrikarbeiterverband, richten Frauensekretariate ein. Es werden Zeitschriften speziell für Frauen herausgegeben, vereinzelt werden Frauen in die Vorstände von Einzelgewerkschaften und Generalkommission gewählt. Im März 1911 organisieren SPD und Freie Gewerkschaften erstmals Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag, um den Forderungen nach einem Wahlrecht für Frauen, dem Acht-Stunden-Tag und  einer Verbesserung des Mutterschutzes Nachdruck zu verleihen. Danach sind die jährlichen Veranstaltungen zum Internationale Frauentag fester Bestandteil der Frauenpolitik der Gewerkschaften - bis die Nationalsozialisten 1933 die Gewerkschaften zerschlagen. Nach dem II. Weltkrieg lebt die Tradition wieder auf - zunächst in der DDR, ab Mitte der 60er Jahre auch in Westdeutschland. 

Aber das ist nur die eine Wahrheit. Die andere ist: Die Interessen der Männer, inbesondere der Facharbeiter, werden mit viel größerem Elan vertreten als die der Frauen.  Die Gewerkschaften nehmen hin, dass Frauen in wirtschaftlichen Krisenzeiten aus dem Arbeitsmarkt verdrängt werden. In der Tarifpolitik geben sie sich mit niedrigen Löhnen für die Frauen zufrieden, weil sie un- bzw. angelernte Arbeiterinnen sind und nur „dazuverdienen“. Bis in 1980er Jahre tun sich die von Männern dominierten Gewerkschaften schwer, die Arbeitsleistung von Frauen gerecht einzustufen: Mal muss ihre geringe Qualifikation, mal die geringen Anforderung des Arbeitsplatzes als Grund für die niedrige Eingruppierung herhalten. Das Ergebnis ist stets: Die Frauenlöhne sind deutlich niedriger als die der Männer.

Zwar wird im Laufe der letzten Jahre die geschlechtsspezifische Lohndifferenz abgebaut, verschwunden ist sie nicht. Sieht man von den Unterschieden in Qualifikation, ausgeübtem Beruf und Arbeitszeit ab, so erreicht das Einkommen von Frauen – je nach Erhebung – zwischen 75 und 80 Prozent des Einkommens der Männer. Selbst wenn man diese Faktoren berücksichtigt und „nur“ die Tätigkeit selbst betrachtet, liegen die Fraueneinkommen für dieselbe Arbeit – je nach Erhebung – zwischen zwei und zehn Prozent unter denen der Männer. Die höhere Differenz weist eine Untersuchung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft aus dem Jahre 2010 aus, die niedrige Prozentangabe nennt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahre 2013.

Weitere Informationen zur Entgeltungleichheit von der Hans-Böckler-Stiftung
Das Gender-Daten-Portal der Hans-Böckler-Stiftung

Das männliche Erscheinungsbild der Gewerkschaften verändert sich lange nicht, der Frauenanteil in den Gewerkschaften wächst nur langsam: Er steigt von rund 10 Prozent zu Ende des 19. Jahrhunderts über 17 Prozent 1951 auf 33 Prozent im Jahr 2014. Der Anteil von Frauen an der Gewerkschaftsmitgliedschaft ist damit auch heute noch deutlich niedriger als ihr Anteil an den Erwerbstätigen. Dieser liegt 2014 bei 44 Prozent. 

Defizite in den Vorständen

Inzwischen ist Gleichstellungspolitik in allen Gewerkschaften angekommen: Frauen- bzw. Genderpolitik ist keine „Frauendomäne“ mehr, sondern als Querschnittsaufgabe gewerkschaftlicher Politik anerkannt. Längst geht es nicht mehr allein um Arbeitsschutz und Lohngerechtigkeit, sondern auch um die gezielte Förderung von Qualifikation und beruflichem Aufstieg von Frauen – bis in die Leitungsgremien von Betrieben bzw. Unternehmen.

In den gewerkschaftlichen Führungspositionen, speziell an der Spitze von Einzelgewerkschaften, sind Frauen nicht oder kaum vertreten. Von einigen Ausnahmen abgesehen: 1982 wird mit Monika Wulf-Mathies die erste Frau zur Vorsitzenden einer Einzelgewerkschaft (ÖTV) gewählt. Darüber hinaus schaffen es einige wenige in die geschäftsführenden Vorstände von DGB und Einzelgewerkschaften. Von einer 30-Prozent-Frauenquote, wie sie seit Anfang 2016 für Aufsichtsräte in börsennotierten Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben ist, sind die Gewerkschaften noch meilenweit entfernt.

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Video

Kinder, Küche .. auch im DGB setzt sich nach 1945 nur sehr langsam ein neues Rollenverständnis der Frau durch..© DGB

Porträt der Reichstagsabgeordnneten Marie Juchacz 1919

Hören: Marie Juchacz

Ansprache der sozialdemokratischen Abgeordneten zur Bedeutung des Frauenwahlrechts und der veränderten Lage der Frauen, gehalten zur Reichstagswahl 1928 .
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Erwerbstätigkeit der Frauen: lange Jahre nur ein notwendiges Übel

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