Hitler an der Macht

Deutschlands Weg in die Katastrophe

Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Bereits zwei Tage später fangen die Nationalsozialisten an, die erste deutsche Republik abzuschaffen: Demokratische Rechte werden außer Kraft gesetzt, Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passen, verfolgt. Die Vorbereitungen für den nächsten Krieg laufen auf Hochtouren.

Paul von Hindenburg und Adolf Hitler am 30. Januar 1933

© AdsD/A061773

Binnen weniger Monate wird aus der ersten deutschen Republik eine Ein-Parteien-Diktatur. Grundrechte werden außer Kraft gesetzt, das Parlament – gegen die Stimmen der Sozialdemokraten – entmachtet und die politischen Gegner ausgeschaltet. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) werden verboten. Am 2. Mai 1933 besetzen die Nationalsozialisten die Häuser der Gewerkschaften und beschlagnahmen ihr Vermögen. Führende Persönlichkeiten werden inhaftiert. 

Das innenpolitische Ziel der Nationalsozialisten ist, eine „Volksgemeinschaft“ von „rassischer Reinheit“. Hitlerjugend, Arbeitsdienst und Wehrdienst und eine Vielzahl von NS-Verbänden sollen Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen im diesem Sinne zu „Arbeitsfreude“, „Leistungsbereitschaft“, „Rassenbewusstsein“ und „Wehrhaftigkeit“ erziehen. Mit der Einrichtung der Treuhänder der Arbeit sowie dem Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit (AOG) vom Januar 1934 wird eine nationalsozialistische Arbeitsordnung entworfen, die den „Klassenkampf“ überwinden soll. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Aufrüstung kurbeln die Wirtschaft an und senken die Arbeitslosigkeit.

Der Massenmord

Um die „Volksgemeinschaft von rassischer Reinheit“ zu schaffen, wird die jüdische Bevölkerung in Deutschland zunächst durch zahlreiche Gesetze und Verordnungen aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Sozialleistungen für jüdische Familien werden gestrichen, der Zugang zu Schulen und Hochschulen wird eingeschränkt, die Möglichkeiten, einen Beruf auszuüben oder ein Unternehmen zu führen, behindert. Am 9. November 1938 brennen in ganz Deutschland jüdische Geschäfte, Wohnhäuser und Synagogen.

KZ Sachsenhausen: Häftlinge auf dem Rückweg von der Arbeit

© Bundesarchiv, Bild 183-78612-0002[1]

Nur wenige Tage nach der „Reichskristallnacht“ werden 30.000 Juden verhaftet und in die Konzentrationslager nach Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen gebracht. Es ist der Auftakt zum größten Massenmord in der Geschichte der Menschheit. Sechs Millionen Juden kommen in den Vernichtungslagern um.

Doch nicht nur Juden und politisch Andersdenkende passen aus Sicht der Nationalsozialisten nicht in die deutsche „Volksgemeinschaft“. Auch Behinderte, Sinti und Roma sowie Homosexuelle gelten als nicht „lebenswert“ und sterben durch Zwangsarbeit und Unterernährung oder werden in den Konzentrationslagern umgebracht. Hinzu kommen während des Krieges Millionen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern nach Deutschland verschleppt werden.

Der Widerstand ist schwach

Nein, nicht alle Deutschen nehmen die nationalsozialistische Diktatur widerspruchslos hin. Hunderttausende werden wegen „Meckerns“ oder „Arbeitsverfehlung“ vor Gericht gestellt oder verhaftet. Mitglieder der verbotenen Arbeiterorganisationen versuchen, durch politischen Aktionen die NS-Diktatur zu erschüttern. Tausende müssen vor der drohenden Verhaftung ins Ausland fliehen und setzen im Exil ihre politische Arbeit fort. Doch weder die Aktionen der Widerstandsgruppen im Reich noch die im Exil können das NS-Regime destabilisieren. Der politische Widerstand hat kaum Rückhalt in der deutschen Bevölkerung. Eine Proteststimmung, die dem „Dritten Reich“ gefährlich werden könnte, entsteht nicht.

Den Widerstand im Keim zu ersticken, dafür sorgt auch die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Ein Heer von Spitzeln und Denunzianten liefert dem Nazi-Regime Informationen über Menschen, die sich kritisch über das Nazi-Regime äußern oder Aktionen planen. Hunderttausende werden vor den „Volksgerichtshof“ gezerrt und verurteilt. Sie landen in Zuchthäusern oder Konzentrationslager, Tausende werden wegen ihres politischen Widerstandes zum Tode verurteilt.

Aufrüsten für den großen Krieg

Außenpolitisch verfolgen die Nationalsozialisten von Anfang an eine aggressive Politik. Schon zwei Tage nach seiner Berufung zum Reichskanzler, erläutert Adolf Hitler vor den Generälen der Reichswehr seine Ziele: die Ergebnisse des Ersten Weltkrieges revidieren und „Lebensraum“ für Deutschland zu schaffen. Der Propagandaapparat der Nationalsozialisten läuft seit dem Machtantritt auf Hochtouren, um die „Wehrhaftigkeit“ Deutschlands für einen „großen“ Krieg zu sichern.

Am 1. September 1939 marschiert die deutsche Wehrmacht in Polen ein. In der Folge werden Dänemark, Norwegen und Frankreichs besetzt, Großbritannien bombardiert, die Länder Süd- und Südosteuropas und Afrikas in den Krieg hineingezogen. Im Juni 1941 überfällt Hitler-Deutschland die Sowjetunion, im Dezember 1941 erklärt Deutschland den USA den Krieg. 60 Staaten sind am Ende direkt oder indirekt am II. Weltkrieg beteiligt, mehr als 60 Millionen Menschen sterben.

Die Schlacht um Stalingrad 1942/43 markiert den Wendepunkt. Die anfänglichen Siegeszüge der deutschen Wehrmacht sind gestoppt, die Truppen müssen sich zurückziehen. Die Rote Armee marschiert langsam gen Westen und steht im April 1945 vor den Toren Berlins.

Auch im Westen wird die Wehrmacht zurückgedrängt, nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944. Sie läutet das Ende des Krieges ein. Am 30. April begeht Hitler Selbstmord, am 8. Mai 1945 kapituliert Deutschland.  Der Krieg in Europa ist beendet, Deutschland von der Naziherrschaft befreit.

Die Befreiung

Millionen Kriegstote, Millionen Menschen in den KZs ermordet, Deutschland und weite Teile Europas in Trümmern. Die Bilanz von 12 Jahren Nazi-Diktatur ist verheerend. Das Kriegsende ist eine Erlösung, für alle, die in Not und Elend das Ruhen der Waffen ersehnt haben.

Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945

© AdsD/B000002, dpa

Das Kriegsende ist eine Befreiung für Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Kommunisten, Juden, Behinderte, Sinti und Roma sowie Homosexuelle, die in den Konzentrationslagern überlebt haben. Es ist eine Befreiung für die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die unter katastrophalen Bedingungen für das Reich arbeiten mussten.

Doch hat die Mehrheit der Deutschen das Ende der NS-Diktatur als Befreiung erlebt? Diese Frage kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Viele haben den Zusammenbruch des NS-Regimes vor allem als Niederlage empfunden. Es dauert Jahrzehnte, bis das Kriegsende als Chance zur Freiheit anerkannt wird.

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Otto Wels

In seiner Rede zum Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 sprach der Sozialdemokrat Wels den viel zitierten Satz "Die Freiheit kann man uns nehmen, die Ehre nicht."
© Bild und Ton: AdsD

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